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30 Jahre Doppelleben: Verdrängung, konditioniertes Schweigen oder doch nur "Einbildung" ?

  • Autorenbild: Marion Princk
    Marion Princk
  • 20. Aug.
  • 11 Min. Lesezeit
Labyrinth
Labyrinth

Dreißig Jahre, eine unglaubliche Zahl, bis ich mich auf den schmerzhaften Weg machen konnte mein eigenes Leben zu beginnen.

Und doch für viele eine kurze Zeit, da viele Überlebende ihr Leben lang schweigen - schweigen müssen. Die Gründe sind unterschiedlich, aber vereinen: Scham- und Schuldgefühle, sowie Angst und den Wunsch alles zu vergessen.


Nach dreißig Jahren zu erkennen, dass ich ein Doppelleben führte und mein ganzes, von mir aufgebautes Leben eine Illusion, eine Lüge und ein Schutzgerüst war, bin ich psychsich zusammengebrochen. Ich verlor alles, meine Arbeit, meine Freunde, die Reste meiner Familie - einfach alles.


Ich stellte mir immer wieder fassungslos die Frage, wie ich das alles verdrängen konnte und ob ich nicht einfach nur verrückt werde. Es konnte doch nicht sein!


Dieses Gefühl werde ich nie vergessen, denn gleichzeitig wusste ich all meine Probleme, all die unbeantworteten Fragen, die mein Leben bestimmten, das Verhalten vieler Menschen von früher: all das ergab plötzlich Sinn und ich spürte eine zweifellose Klarheit in mir wie noch nie.

Die Angst vor den Konsequenzen führte mich immer wieder in die Zweifel zurück. Doch es gab kein Zurück mehr. Diese Tür ließ sich nicht mehr schließen.


Die Selbstzweifel und -vorwürfe wurden immer größer. Alles stand Kopf. Alles musste mit dem Bewusstsein in einer Illusion gelebt zu haben auf den Prüfstand. Nichts war mehr wie es vorher war.


Der Ausbruch aus dem inneren Labyrinth:

Die Erinnerungen sprudelten gnadenlos in mir hoch, so dass ich über meinen Vater und meine Mutter hinaus auch meine Großeltern, die mit in meinem Elternhaus lebten, als Täter erkennen konnte.

Je mehr ich mich damit beschäftigte, umso mehr Zusammenhänge wurden klar. Um so mehr erkannte ich mich und konnte die Verantwortung, die Scham und die Schuld an die Täter zurückgeben. Mit jeder Korrektur in mir wurde ich freier.

Auch wenn diese Zeit die Hölle war, so konnte ich nachdem ich den Schmerz, die Wut und die Trauer zulassen konnte, mein Wachstum spüren und den Freiraum in mir selbst schaffen, um mich und mein Leben, außerhalb des mich mein Leben lang einschnürenden Labyrinthes ohne Ausgang, aufzubauen.


Das Wissen, wie Trauma funktioniert, wie ich als Inzestopfer 24/7 mit Sexualstraftätern als Familie in meinen Überlebensstrategien kreativ werden musste, gab mir die Zuversicht meine konditionierte Gefühls- und Gedankenwelt korrigieren zu können. Und die Erkenntnis, dass ich bei all der Hoffnungslosigkeit, der ständig erzwungenen Aufgabe durch die Gewalt, den unzähligen Nahtoderfahrungen immer nur eins wollte: leben.


30 Jahre Schweigen, war genauso wenig meine Schuld, wie es meine Schuld war, dass mein Vater mich gefühlt tagtäglich in meinem Kinderzimmer vergewaltigt hat, mich geschwängert und erpresst hat.


30 Jahre Schweigen war das Ergebnis von Prägung, Angst, Tabuisierung und der Aussichtslosigkeit auf Schutz und Hilfe.


30 Jahre Schweigen und Verdrängung wurden schließlich zur Überlebensstrategie. Es war meine "Gabe" zu verdrängen, um mir damit den letzten Funken Glauben und Hoffnung zu erhalten - mehr gab es nicht.


Ich wurde zur Schläferin, zur Halbtoten, die in ihrem Kokon der Stille darauf wartete entweder zu sterben oder durch ein Wunder doch noch Hilfe zu erfahren. Das Leben lebte mich, nicht ich mein Leben. Ich existierte ohne zu leben.


30 Jahre Schweigen und Verdrängung entstand aus der Konditionierung, denn schon als Kind von Sexualstraftätern war klar: Täterschutz steht vor Opferschutz.


Dies verinnerlichte ich auf sehr tiefe, weil gewaltvolle Weise, so dass es zu einem Teil meiner Selbst im Lauf der Jahre wurde. Später wurde es für mich ebenso schwer, diese tiefenpsychologischen überlebenssichernden Verknüpfungen wieder aufzulösen, um Selbstzweifel auszuhebeln und an mein Selbstbewusstsein zu gelangen.


Diese lange Zeit des versteckten Überlebenskampfes in der ich mir eine berufliche Karriere, ein scheinbar autarkes Leben und ein stabiles soziales Umfeld aufgebaut hatte, hinterließ natürlich seine Spuren.


So lange mein Vater lebte stand ich unter Täterkontakt, selbst als ich es nach 25 Jahren schaffte doch noch von meinem Elternhaus wegzuziehen, um seinem unmittelbaren Kontakt zu entkommen. Durch den Abstand konnte ich zwar Kräfte sammeln, jedoch spürte ich auch stärker die Traumafolgen.

Meine Kräfte schwanden, die bisher stabilisierenden Kompensationsmechanismen funktionierten nicht mehr so gut wie bisher. Ich ließ durch den Abstand mehr los. Damit traten die Folgen mehr zu Tage.

Da ich über die 30 Jahre nach wie vor nach der täterkonditionierten der "Vogel Strauß Methode" lebte: "Was ich nicht sehe, gibt es nicht!" und mit bestehendem Täterkontakt an dieser für mich bisher bestmöglichen Lebensversicherung festhielt, gestand ich mir meine Probleme nicht ein.

Dies konnte nur in die nächsten Katastrophen führen, die ich natürlich mit dem in Sand gesteckten Kopf ebenfalls nicht wahrnahm.

So nahm alles seinen Lauf und die Zuflucht in ein neues, besseres Leben konnte mir nur verwehrt bleiben, wenn die Wurzel allen Übels nicht verschwand: mein Vater, der selbst nach seinem Tod durch das Trauma in mir "weiterlebte".


Zu dieser Zeit fehlte mir das Wissen um Täterintrojekte, täterimmitierendes Verhalten und all die konditionierten Gefühle. Die Traumaspirale drehte sich also immer weiter bis ich erkannte, dass ich nicht davor weglaufen kann. Egal was ich anstellen würde, es würde mich umso härter einholen, wenn ich nicht anfange mich dem Ganzen innerlich zu stellen. Meine "Gabe" der Verdrängung war also irgendwann keine Lösung mehr, sondern wurde zur Belastung und zur Gefahr. Denn durch sie erkannte ich meine vielfältigen Traumafolgen, wie u.a. auch Dissoziationen, schwere Depressionen und Selbstsabotage nicht. Ich trug den "Feind" in mir - deswegen gab es kein Entkommen.



Wer bin ich außerhalb des Traumas?


Sich nun mit dem auseinanderzusetzen, was nicht zu mir gehörte, mein Selbstbild und meinen Selbstwert wiederzuentdecken war nun die Aufgabe. Zu erkennen, warum ich überhaupt leben sollte und warum es sich lohnt den ganzen in mir abgespeicherten, fremden Irrsinn aufzuräumen, zu ordnen und sich selbst kennenzulernen, war einerseits unfassbar schwer, andererseits unumgänglich und das beste was ich tun konnte.


War ich trotz der wunderbaren Hilfe, die ich glücklicherweise hatte immer optimistisch? Nein, ganz sicher nicht.

Unzählige Male wollte ich aufgeben, hab nicht mehr an mich und die Welt geglaubt. Zu vertrauen war unmöglich - vor allem mir selbst. Denn am Ende ging es bei den meisten Problemen, die ich während des Aufarbeitungsweges hatte, immer nur um mich. Es ging um die Frage, sehe ich mich und die Welt durch die "Traumabrille" oder durch meine Augen als Überlebende und erwachsene Frau?


In diesem Prinzip sehe ich übrigens auch viele Problematiken in unserem grundsätzlichen Umgang unter uns Menschen allgemein. Jeder hat auf seine Weise sein Päckchen, seinen Blickwinkel und die sich daraus ergebende Wahrnehmung. Hier die Balance und innere Reflektionsfähigkeit zu behalten ist, vermutlich für uns alle, eine Aufgabe.


Eine weitere tiefe Spur der dreißigjährigen Verdrängungsphase in meinem Leben sind die tiefen Selbstzweifel, die ich davongetragen habe.

Vermutlich kennen sie viele von uns Überlebenden. Vor allem die quälende Frage, die eine Täterkonditionierung ist: Hast du dir das nicht doch alles eingebildet oder bist du nicht einfach auch psychisch krank oder hat jemand dich manipuliert?


Ich kann gar nicht mehr zählen wir oft diese Frage sich in mir breit gemacht hat. Ich glaube mindestens so oft wie die Frage, warum hat er das getan.


Nicht wahr haben zu wollen, dass der eigene Vater mich als seine leibliche Tochter bereits als Kind penetriert und als seine "Frau" heranzieht, das Ganze als Liebe und besonderes Geheimnis verkauft, ist sicher mehr als schlüßig. Das zeigen allein schon die gesellschaftlichen Reaktionen und die Tabuisierung. Da geht es einem selbstbetroffenen Menschen nicht viel anders.


Die bittere Wahrheit kam jedoch spätestens dann unwiderruflich in mein Bewusstsein, als u.a. Erinnerungen in mir wach wurden, in denen ich als Kind scheinbar freiwillig zu ihm hingegangen bin, um Schlimmeres zu vermeiden.

Oder Erinnerungen während der Pubertät, in der meine eigene Sexualität das erste Mal spürbar wurde und mein Körper bei der Vergewaltigung reagiert hat und er mich physisch zum Orgasmus gezwungen hat. Diese Erinnerung hatte ich als Flashback schon damals mit 12 Jahren, als ich mich das erste Mal bewusst selbstbefriedigt habe. Vor lauter Angst psychisch krank zu sein, verdrängte ich es sofort wieder und redete vor lauter Scham mit niemandem darüber - bis zur Aufarbeitung, bis ich verstand..



Mein Schweigen, mein Unwissen, meine Angst - mein Dauertrauma - half beim Aufrechterhalten der täterschützenden Fassade


Damals habe ich all das nicht begreifen können, habe seine Manipulationen und seiner kranken Wahrheit geglaubt. Ich war verloren und all das blieb ungeklärt dreißig Jahre tief in mir vergraben. Und auch wenn ich die schrecklichen Erlebnisse verstecken konnte, was blieb waren die tiefen Selbstzweifel, die Schuld- und Schamgefühle, das verzerrte Selbstbild von mir und unendlich vieles mehr an seelischen Schmerzen. Ich verstand nicht welchen seelischen Schaden jede einzelne Vergewaltigung und das Leben im Tatort nach sich ziehen würde und dass jede Form von weiterer Gewalt meinen irreversiblen seelischen Zusammenbruch bedeuten kann. Denn: "Was ich nicht sehe, gibt es nicht."

Die komplexen Folgen zeigten sich in meinem Umgang mit mir, meinen Mitmenschen, der Schule und später in meiner Arbeit. Einen Bezug zum Trauma konnte ich aufgrund der überlebenssichernden Abspaltung nicht herstellen. Durch die Schule und die Flucht in meine spätere Arbeit konnte die Fassade aufrecht erhalten bleiben - all das geschah auch noch durch meine "Hilfe".



Sein Tod war meine Befreiung


Als ich dann durch den Tod meines Vaters endlich von ihm befreit war und sich langsam aber sicher der Kontakt zu meiner Familie aufgelöst hat, wurde ich per email von besorgten Verwandten gefragt, ob ich manipuliert worden oder einer Sekte beigetreten sei. All das traf genau die, von meinem Elternhaus geschürte, Konditionierung, dass ich psychisch krank und manipulierbar sei. Es bediente meine Selbstzweifel, die, durch den jahrzehntelangen Kampf die Wahrheit aus meinem Bewusstsein zu löschen, zusätzlich gewachsen sind.


Ja, ich wurde manipuliert, jedoch durch meine Eltern und Großeltern. Manipuliert

  • zu glauben es sei normal, dass der eigene Vater mit seiner Tochter Sex hat,

  • zu glauben allen Töchtern geht es so,

  • zu glauben Frauen müssen sich Männern fügen,

  • zu glauben ich sei falsch, ich sei das Problem.

  • Ich sollte glauben all das sei doch gar nicht so schlimm. Vor allem dann nicht, wenn ich doch gleichzeitig beruflich erfolgreich bin.


Und das sind nur ein paar Beispiele, die mich auf eine zerstörerische Weise tief geprägt haben.



Heute kann ich sagen, ich musste alles neu lernen, jedes Gefühl, jeden Gedanken in mir überprüfen und meine Verhaltensweisen und Bedürfnisse in Bezug zu 30 Jahre Inzest und Selbstillusion stellen.

  • Wer bin ich, wenn das was ich so lange als mein Leben betrachtet habe gar nicht mein eigenes Leben war?

  • Was bedeutet Liebe?

  • Wie kann Vertrauen, Würde und Achtsamkeit funktionieren?

  • Wie kann ich mit Angst, Trauer, Wut und Zweifel auf eine gesunde Weise umgehen?

  • Können Gefühle überhaupt etwas Gutes sein und muss ich nicht doch immer einen Preis für mein Glück, meine Nächstenliebe und Güte zahlen?

  • Und wie kann ein Mensch allen Ernstes glauben jemand würde sich, ohne sich selbst unwiderruflich sicher zu sein, als Inzestopfer in unserer täterschützenden Welt outen?



Inzest, familiäre sexualisierte Gewalt = Tabu


Das Tabu erhält seine Intensität durch verschiedene Faktoren. Natürlich profitieren die Täter, Mittäter und Profiteure nicht nur von ihm, sondern schüren es. Die Gesellschaft neigt zum Wegsehen, da sie das Thema überfordert und durch den Aspekt nicht selbst in den Fokus geraten zu wollen.

Die fehlende oder unzureichende Lobby, die sich aus der mangelnden Offenheit und Solidarität für die Opfer ergibt, erhält das Tabu aufrecht.


Die Opfer selbst sind durch die Scham- und Schuldgefühle, aus Gründen der Angst vor weiterer Gewalt durch Täter und Institutionen zusätzliche eine unfreiwillige Bestärkung des Tabus. Veränderung geschieht jedoch nur durch den Tabubruch. Natürlich zählt jede Stimme der Opfer, gleichzeitig darf und kann es nicht ihre alleinige Verantwortung sein das Schweigen zu brechen. Auch ist eine Anzeige ist in vielen Fällen aufgrund der Selbstgefährdung nicht möglich.


Opferschutz steht vor Täterschutz. Der Weg in die Öffentlichkeit benötigt kompetenten Schutz vor Tätern, erneuter Retraumatisierung und erfordert konsequente Solidarität und Hilfe.


Denn die andere Seite der Medaille ist: je stärker der Tabubruch und die Einforderung der Opferrechte vorangetrieben wird, desto stärker baut sich der Gegendruck der Täterlobby auf, um ihren Schutz und den ihrer Profiteure nach wie vor sicherstellen zu können. Dieses Bewusstsein ist wichtig, um vorbereitet und sicher voranzugehen. Denn nichtsdestotrotz muss dieser Kampf geführt werden - mit Hilfe, Schutz und dem Aufbau einer Lobby.

Betroffene benötigen Wissen, gute individuelle und strategisch wirksame Beratung und therapeutische Begleitung in Bereich Schutz, Sicherheit und der Unterstützung in ein unabhängiges Leben.

Denn leider ist der Täterkontaktabbruch allein nicht der Garant nie wieder Opfer zu werden. Es braucht sehr viel mehr, um sich wieder selbstsicher und selbstbestimmt fühlen zu können. Allerdings ist die beste Hilfe nichts wert, wenn der betroffene Mensch nicht selbst den nötigen Willen hat seine Achillesfersen in sich zu erkennen, anzunehmen und zu bearbeiten. Leider ist es notwendig den Schaden, den andere angerichtet haben, selbst in Ordnung zu bringen. Natürlich mit Hilfe, jedoch müssen die nötigen Schritte selbst gegangen werden.



Bewusstsein vs. Verdrängung


Wie oft habe ich mir auf meinem Aufarbeitungsweg gewünscht ich könnte mich wieder verschließen vor so vielen entsetzlichen Erkenntnissen. Der Gewinn nun endlich frei zu sein, mich über die Grenzen des tätergeschaffenen Labyrinths bewegen zu können, wurde unendlich viele Male durch den Schmerz unsichtbar. Auch eine altbekannte Traumafolge aus meiner Kindheit, Jugend und eigentlich mein ganzes Leben: durch den Schmerz und den negativen Erinnerungen von der Dunkelheit völlig umhüllt zu sein, ausgeliefert und gefangen in der Hoffnungslosigkeit.

Es war und ist ein ewiger Prozess, sich immer wieder aus den alten Mustern, die so automatisiert und scheinbar unsteuerbar das eigene Leben übernehmen, herauszukämpfen.



Umkehr der Täter-Opfer-Umkehr


Auch das Verständnis um die Täter-Opfer-Umkehr, dass sich Opfer schuldig, beschämt, beschmutzt und zerrissen fühlen und ihre bei vielen oft lebenslange Wirkung, war elementar. Die Nährung des Tabus, des Schweigens, der Zweifel und der inneren Zerrissenheit, die dadruch in Kombination mit den unverarbeiteten traumatischen Gefühlen des Opfers in mir immer wieder erneut angestoßen werden, war und ist wichtig zu begreifen.

In einer Welt zu leben, die aus den unterschiedlichsten Gründen dem Thema Inzest und sexualisierte Gewalt im Allgemeinen nicht den selbstverständlichen Raum gibt, den es seit Bestehen der Menschheit hat, drängte mich als Opfer ohne Halt und Hilfe immer wieder zurück in die vom Täter oder der Täterin übertragenen Gefühlswelten und Muster, die sie in mir abgelegt haben.


Der Kampf geht also immer weiter. Mit dem Bewusstsein werden die weitreichenden Auswirkungen und Konsequenzen klar. Der Weg zeichnet sich innerlich ab und es ist eine tagtägliche Herausforderung sich zu stellen, sich zu zeigen, sich selbst zu entwickeln, außerhalb der alten Welt zwischen Verdrängung, Zweifel und Hoffnungslosigkeit, die einen mit Leichtigkeit in die Aufgabe drängen kann. Für mich fühlte es sich wie ein psychischer und mentaler Teufelskreis an - ein Selbstläufer, den ich lange Zeit nicht als die täterloyalen und töterimmitierenden Gefühle und Gedanken wahrgenommen habe, sondern als meine Persönlichkeit.



Der Kampf um mich Selbst, zurück in mein Leben


Diese psychischen Abläufe, Zusammenhänge und Muster, sowie mein Blick auf mich, meine Zukunft und die Welt, konnte für mich durch neue positive Erfahrungen und therapeutische Hilfe verändert werden. Es galt sie Tag für Tag, in Situation zu Situation zu erkennen, bewusst zuzulassen und Wege zu erarbeiten, wie ich sie verändern kann - wer bin ich in diesen Momenten und wer möchte ich in meinem Leben sein.


Auch wenn ich bis heute nicht alles erinnern kann, viele Male zwischen Verdrängung und Anerkennung der Realität aus mangelndem Glauben an mich selbst geschwankt habe, so wusste ich bei tieferer Innenschau in diesen zweifelhaften Momenten wer ich war: eine Überlebende von Inzest, die wie viele andere auch da draußen, nicht glauben möchte, dass Eltern ihrem eigenen Kind so etwas über so viele Jahre ungesehen und ungestraft antun können.



Das Aufbrechen eines Inzesttraumas nach Jahrzehnten macht sichtbar, wie tief Täterkonditionierung, Angst und gesellschaftliche Tabuisierung wirken


– und wie überlebenswichtig Solidarität und sichere Räume sind und wie ein Einzelschicksal, welches keines ist, das Spiegelbild der Gesellschaft zeigen kann.

Wer überlebt, trägt nicht nur die Last eigener Verletzungen, sondern kämpft auch gegen jahrzehntelang gewachsene Strukturen von Tätern, Mittätern und deren Profiteuren.


Umso wichtiger ist es, dass wir Überlebenden, sowie Fachleute, Unterstützerinnen und Mitmenschen Haltung zeigen: Wir dürfen die Narrative der Täter nicht länger reproduzieren, sondern müssen sie entlarven. Wir können Schweigen durchbrechen, indem wir über diese unsägliche Gewalt in der Familie sprechen, indem wir Betroffenen zuhören, sie ernst nehmen und an ihrer Seite bleiben – auch wenn der Weg lang und schmerzhaft ist.


An alle, die selbst betroffen sind: Euer Überleben ist bereits Widerstand. Euer Mut, eure Stimmen und eure Geschichten sind stärker, als es die Täterlobby je sein kann. Und an alle, die begleiten: Jede klare Position, jede empathische Geste, jede Handlung der Solidarität ist ein Gegengewicht zu den Strukturen, die Gewalt möglich machen.


Gemeinsam können wir das täterschützende Tabu sprengen, schaffen Räume für Heilung, Gerechtigkeit und Empowerment.


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